Orderbuch-Scalping: Die Strategie professioneller Börsenhändler
Scalping/ 60-Sekunden
Nahezu sämtliche Einlassungen zum Thema Scalping im deutschsprachigen Raum beginnen mit dem Hinweis, dass Scalping übersetzt „skalpieren“ bedeute. „Langenscheidt“ nennen unter besonderer Hervorhebung des US-amerikanischen Umgangssprachgebrauchs auch die Bedeutungen „mit kleinen Gewinnen spekulieren“, „kleiner Profit“ und „mit kleinem Profit weiterverkaufen“ und trifft das Wesen dieser Handelsstrategie(n) damit besser.
Es gibt verschiedene Handelsansätze, die als „Scalping“ bezeichnet werden. Gemein ist allen Ansätzen der sehr kurze Zeithorizont von selten mehr als einigen Minuten. Der Einsatz im Handel mit Digitaloptionen betrifft deshalb vorwiegend Trader, die 60-Sekunden- Optionen bzw. Kontrakte mit sehr kurzer Laufzeit handeln.
Orderbuch-Scalping
Professionelle Börsenhändler verwenden Algorithmen und Standleitungen, um aus Kursdifferenzen innerhalb des Orderbuchs einer Börse einen kleinen, aber sicheren Profit zu erzielen. Derlei Vorgehensweise lässt sich mit Digitaloptionen schon aus technischen Gründen nicht 1:1 umsetzen.
Es gibt aber andere Möglichkeiten, das Orderbuch zur kurzfristigen Prognose für Aktienkurse zu nutzen: Die Börse Frankfurt veröffentlicht auf ihrer Homepage die Auftragslage im börslichen Orderbuch. An dieser lässt sich erkennen, ob aktuell mehr Kaufaufträge (bid) oder Verkaufsaufträge (ask) am Markt platziert sind. Übersteigen die Verkaufsaufträge die Kaufaufträge deutlich, ist ein kurzfristiger Rückgang des Kurses wahrscheinlich, da so Angebot und Nachfrage ausgeglichen werden.
Screenshot des offenen Orderbuchs der Börse Frankfurt: Hier liegen deutlich mehr Verkaufsaufträge vor als Kauforders. Ein kurzfristiger, minimaler Rückgang der Kurse ist deshalb wahrscheinlicher als ein Anstieg.
Die Umsetzung mit einer 60-Sekunden-Option liegt auf der Hand: Ergibt sich in einer Aktie ein größeres Übergewicht auf der Käufer- oder Verkäuferseite, wird eine Option mit der entsprechenden Ausrichtung eröffnet. Dabei sollte stets das Orderbuch der Börse verwendet werden, deren Referenzkurse auch für die Abrechnung des Brokers herangezogen werden. Um welche Börse es sich handelt kann den Geschäftsbedingungen bzw. den Produktbedingungen entnommen werden.
Diese Variante des Scalpings mit Digitaloptionen ist bislang kaum empirisch erforscht, weil es an Software-Lösungen für die Auswertung größerer Zeiträume und Transaktionen fehlt. Aussagen bzgl. Trefferquoten sind deshalb nur bedingt möglich. Es liegt aber auf der Hand, dass eine höhere Trefferquote wahrscheinlich ist, wenn die vorgenannte Verfahrensweise ausschließlich für Positionen in die Richtung angewandt wird, in die der Markt am betreffenden Tag tendiert.
Scalping mit Tageshoch- und Tief
Ein weiterer Ansatz sieht trendfolgende Positionen in Richtung des Tageshochs- bzw. Tagestiefs vor: Erreicht der Markt ein neues Tageshoch, wird eine Calloption gekauft, markiert der Markt ein neues Tagestief, wird eine Put-Option erworben. Diese Vorgehensweise ist im Handel sehr kurzfristiger Kontrakte aussichtsreich, weil sich die Bewegung des Marktes nach einem neuen Höchst- oder Tiefstwert an einem Handelstag fast immer noch einige Zeit lang fortsetzt und die Trefferquote dadurch attraktiv ist.
Generell können mit 60-Sekunden-Optionen alle Handelsstrategien umgesetzt werden, die auch bei längeren Zeithorizonten Erfolg versprechen. Das betrifft z.B. Widerstand und Unterstützung sowie Trendlinien. Auch der Handel des jeweils letzten Hochs bzw. Tiefs ist weit verbreitet: Unterschreitet der Markt das vorangegangene Tief, wird eine Put-Option erworben, auch wenn es sich nicht um ein neues Tagestief handelt.
Screenshot des offenen Orderbuchs der Börse Frankfurt: Hier liegen deutlich mehr Verkaufsaufträge vor als Kauforders. Ein kurzfristiger, minimaler Rückgang der Kurse ist deshalb wahrscheinlicher als ein Anstieg.
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